WIR ERINNERN AN...CHARLIE RIVEL

Ein Clown, der Musik und Akrobatik vereinte

 

Genau im Zentrum der Manege steht der Clown.
Scheinwerfer übergießen ihn mit Licht. Der Beifall braust auf. Der Clown steht ruhig da, regungslos, sprachlos, ein Denkmal des ewigen Clowns und der guten alten Zirkuszeit, nicht zuletzt ein Denkmal seiner selbst, des großen, des wunderbaren Charlie Rivel, geboren 1896 in der Stadt Cubellas in Katalanien als Jose-Andreu Lasserre.

Der Clown ist knapp 1,60 m groß. In seinem grell geschminkten Gesicht glüht eine feuerrote Nase, die mit "Knolle" nur unzulänglich bezeichnet wäre, weil sie würfelförmig und zudem aus Metall geformt ist.
Feuerrot ist auch der Haarkranz, der eine spiegelnde Glatze umgibt. Die Schultern des Clowns sind auffallend schmal, seine Arme sind kurz, dafür schwillt der Bizeps zu Pampelmusengröße auf.
Der Clown ist gekleidet wie eine komische Alte. Er trägt ein rotes Trikot, das sich nicht zwischen Kleid und Hemd entscheiden kann.
Vorne wird es durch einen fußballförmigen Bauch, hinten durch ein seltsam in die Luft gerecktes muskulöses Hinterteil ausgebeult. In Wadenhöhe ist irgendetwas große Sprünge hemmendes um die Beine geschlungen, das Straucheln, Taumeln, Stürzen erwarten lässt.

Jetzt löst sich der Clown aus seiner Erstarrung. Vorsichtig, fast unbeholfen steigt er die drei Treppen hinunter.
In einer Hand hält er ein spanisches Stühlchen, in der anderen eine Gitarre.
Auf dem Manegenboden angekommen, bewegt er sich mit dem Watschelgang eines Pinguins zur Mitte hin, wo er Stuhl und Gitarre, seine beiden Partner, mit viel Fürsorglichkeit abstellt.

Der Beifall schwillt an.

Der Clown leitet ihn mit großen Gesten auf Stuhl und Gitarre ab.
Da der Beifall keine Ende nehmen will, formt sich in seinem Kopf allmählich der Gedanke aus, das die Ovationen ihm selbst gelten könnten. Darüber wundert er sich, staunt er, Schüchternheit gibt er zu erkennen, er zeigt sich geschmeichelt und ziert sich, macht einen feinen Diener, wobei sich absurderweise, logischerweise eine Schuhspitze aufrichtet.
Das wundert, erfreut, begeistert ihn so, dass er plötzlich nicht mehr weiß, welche Bewandtnis der Stuhl hat, der da steht.
Charlie staunt abermals, er umwatschelt das rätselhafte Objekt, schaut es sich ganz genau an.

Zu irgendetwas muss das Ding doch gut sein. Ach ja, zum Draufsitzen. Aber wie? Er entschließt sich, es einmal auszuprobieren. Unendlich vorsichtig und umständlich besteigt er den Stuhl, was sichtlich eine Reise ins Ungewisse ist. Dann, endlich, es ist geschafft, stolz sitzt er auf der hohen Lehne des Stuhls.
Aber jetzt, wo er so hoch oben thront, fällt sein Blick auf die von hier unerreichbare Gitarre, so tief da unten.
Die braucht er, die muss er unbedingt haben, trotz der Schwierigkeiten, die der Abstieg bringen wird.
Wie kam ich hier hinauf, wie komm ich hinunter,? sieht man ihn förmlich denken.

Kein Herz hat, wer dem Hilflosen da nicht auf den sicheren Manegenboden helfen möchte.
Endlich ist es geschafft, aber nun muss er wieder hinauf.
Also, noch einmal, das Ganze noch einmal von vorn...   

War Charlie Rivel nun ein Minimalclown, ein Akrobatikclown oder Musikalclown?
Wenn man seine Geschichte liest, kommt man nicht herum, ihn als Clowngenie zu bezeichnen.
Er beherrschte alle Register des Clownseins. Wer hat nicht sofort das "Akrobat schööön" im Ohr, wenn er an ihm denkt?
Noch mit 86 Jahren spielte Rivel mit diesen Worten auf den Bühnen der Welt.
In einem seiner letzten Interviews sagte er: „Ein guter Clown ist ein Heiliger, weil Gott bei seiner Arbeit hilft“.

 

War Charlie Rivel der allergrößte unter den großen Clowns?
Karl Valentin schenkte in ein Bombardon, weil er sich halb tot lachte über die Späße von Rivel.
Charlie Rivel muss etwas Besonderes gewesen sein wenn ein Mann wie Karl Valentin, den niemand je lachen sah, über ihn herzhaft lachte.

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