WIR ERINNERN AN...OLEG POPOW

Ein Clown, der immer ein paar Sonnenstrahlen dabei hat.

Im Programmheft des Moskauer Staatszirkus wurde 1958 erstmalig dem deutschen Publikum ein neuer Clown vorgestellt:

Oleg Konstantinowitsch Popow, als bester Clown der Welt.
Für Popow, damals 28 Jahre alt, in der Sowjetunion längst ein berühmter Artist, sollte eine ruhmreiche Zeit beginnen.

Popow der beste Clown der Welt?

Programmhefte, zumal die des Zirkus, die stets nur Weltsensationen ankündigen, übertreiben, man weiß es und macht die nötigen Abstriche. Diese aber, die Popow feierten, übertrieben damals nur ganz wenig.
Die Süddeutsche Zeitung nannte ihn "ein kleines Weltwunder."
Die "Welt" rühmte seine vollendete Grazie seine unübertreffliche Sicherheit.

Popows Auftritte waren vergleichsweise unauffällig.

Clown Popow stolpert nicht in die Manege, sein Kostüm vermeidet das typisch Clowneske. Die haarsträubende Übertreibung, ist aber jedoch charakteristisch: schwarze Samtjacke, flatternde Röhrenhose mit Nadelstreifen, Schiebermütze mit Schachbrettkaro. Socken und Weste sind rot. Bis auf einen Tupfer Rouge auf der Nasenspitze, schwarze Augenbraunstriche und schwarze Striche unter den Augen ist er ungeschminkt. In der Hand trägt er einen Spazierstock und ein Köfferchen.
So lernte Deutschland ihn kennen und ihn bis zum heutigen Tag lieben.

Was Popow, der Schlappseilartist und Jongleur, damals zu Beginn der fünfziger Jahre in der Sowjetunion vorführte, war allerdings nicht mit dem zu vergleichen, was er wenig später im Westen präsentierte. Der Träger des Rotbanner-Ordens, Volkskünstler der Sowjetunion brachte es bis zum Direktor des Moskauer Staatszirkus.

Nach dem Tod seiner ersten Frau stand er manchmal sehr verloren in der Manege.

Eines Tages stand eine junge Frau, die keinen Sitzplatz mehr bekommen hatte, am Rande eben dieser Manege. Der Clown sah sie an und bat sie in seine Garderobe. Er sprach perfekt russisch, sie sprach perfekt deutsch und sie verstanden sich ausgezeichnet. Darum wohnt Oleg Popow aus Moskau seit vielen Jahren in einem kleinen Dorf in Franken. Er hat keine Sehnsucht nach Russland, die ganze Welt war sein Zuhause und nach der ganzen Welt kann man keine Sehnsucht haben.

Früher hat er die eingefangenen Sonnenstrahlen in seinem Koffer gelegt und ist gegangen. Aber das macht er jetzt nicht mehr.
Heute macht Popow den Sonnenkoffer noch einmal auf und streut die Strahlen über sein Publikum.

Im Ausland folgte er seiner Vorliebe für gutes Essen in die entsprechenden Lokale, deren Speisekarten er sammelte.

In seiner nun fränkischen Heimat sammelt er auf stundenlangen Waldspaziergängen Beeren und Pilze.

Bei Interviews, die er immer noch gibt, macht er den Eindruck, als ob ihn kein Wässerchen trüben könne, gibt sich heiter und rundum mit sich zufrieden. So etwa wie es Iwanuschka war, der russische "Hans im Glück".